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Das Auslandssemester erleben

04.08.2022 - von Arber


Ein Auslandssemester ist etwas Schönes und mit Aufregung, dem Erkunden einer neuen Umgebung und dem Verlassen seiner Komfortzone verbunden. Für viele, die sich freiwillig dafür entscheiden, sind genau dies die Beweggründe ins Ausland zu gehen. Es gibt jedoch auch einige, die zu Beginn nicht allzu aufgeschlossen gegenüber einem Auslandssemester sind. Studierende, die im Rahmen ihres Studiums ein Pflichtauslandssemester haben, sind nicht immer bereit dazu. Studierende, die ein Auslandssemester absolvieren, weil dort das eine oder andere Fach leichter als an der eigenen Universität ist, sind womöglich auch eher wenig an das Zielland und das Verlassen ihrer Komfortzone interessiert. Auch Studierende, die sich freiwillig für ein Auslandssemester entschieden haben, reisen oft mit gemischten Gefühlen ein und lassen sich vor Ort von den zu Deutschland so unterschiedlichen Gegebenheiten schnell einschüchtern und/oder pendeln sich in ein Studentenleben ein, das nur aus Vorlesung besuchen, lernen und Prüfungen absolvieren besteht. Sie entwickeln eine Komfortzone im Auslandssemester und schirmen die Kultur, die Umgebung und die Attraktionen des Ziellandes komplett ab. Um sowas zu vermeiden, schreibe ich diesem Blog über meine Erfahrungen und helfe dir vielleicht mit ein paar kleinen Denkanstößen dein Auslandssemester bewusster so zu gestalten, wie du es dir wünschst.

Das Auslandssemester liegt in deinen Händen

Ich habe ein Semester in Malaysia absolviert. Ein kompletter Kontrast zu Deutschland. Sehr feuchte Luft und Sahara ähnliche Temperaturen sind das erste, das einem beim Verlassen des Flughafens in Kuala Lumpur erwartet. Riesige Menschenmengen und eine Vielzahl an Sprachen und Ethnien sind das zweite, das neben der fremden malaysischen Sprache auffällt. Die unterschiedlichen Bauweisen der Gebäude und die anders aussehende Landschaft lassen einen schon fast Staunen, wenn man sich mit dem Taxi auf dem Weg zu seiner Unterkunft befindet. Selbst die Bäume und Büsche sehen anders aus! In der Unterkunft angekommen dann die Freude. Endlich eine Klimaanlage! Dass man nach einem 17-stündigem Flug endlich angekommen ist und das Kapitel „Auslandssemester“ nun so wirklich beginnt, fällt einem erst im zweiten Moment auf. Die Klimaanlage sorgt immerhin dafür, dass die Luft und die Temperatur auf ein heimatähnliches angenehmes Niveau gebracht wird. Ich richte mein Zuhause ein und lege mich ins Bett. Dort lasse ich meine Anreise Revue passieren. „Ich bin wirklich hier!“ Ich denke nochmal an die Menschenmengen am Flughafen und an die Taxifahrer, die dubiose Preise angeboten haben. Handeln ist hier ein muss, oder man nutzt direkt die Grab (=Uber) App.

Im Nachhinein gesehen kenne ich einige, die genau von dieser Einreise vom Gastland eingeschüchtert wurden. Während ich offen für neues bin, kann ich mir trotzdem vorstellen, wie das für viele wirkt, die eher introvertiert sind. Malaysia kennzeichnet sich z.B. durch Night Markets aus. Das Wetter ist in der Nacht angenehmer und es werden unzählige Stände aufgemacht, welche eine Vielzahl an unterschiedlichem Essen verschiedener Kulturen, kleine Souvenirs und auch nützliche Geräte und schöne Klamotten anbieten. Für mich ein Traum! Trotzdem können enge Menschenmassen, viel Lärm, Schweiß, das Fremde und die Nacht für einige nicht wie ein Traum, sondern eher wie ein Alptraum wirken. Die Folge: Sie verschanzen sich in ihrem Apartment, kochen dasselbe Essen wie in Deutschland und schauen zum Vergnügen die gleichen Serien, die sie in Deutschland schauen.


Jetzt könntest du dir denken „Das passiert mir nicht. Ich bin ja aufgeschlossen!“. Da könntest du dich aber gewaltig irren. Selbst ich habe es gemerkt. Auch im Gastland hat man Verpflichtungen. Putzen, einkaufen, essen, genau wie in Deutschland. Das kann man alles noch ganz einfach handhaben, doch sobald die Uni beginnt, ist man eingeschränkter und der Alltag beginnt. Bei uns gab es eine Anwesenheitspflicht, Quicktests, Abgaben und neben den Final Exams noch Midterms. Dreimal die Woche hatte ich Vorlesung und man muss ja immer den Stoff lernen? Viele pendeln da schnell in eine Routine ein, die sehr ähnlich wie der in Deutschland ist. Uni, dann lernen, die Abgaben nicht vergessen und oh noch einkaufen und kochen! Und morgen? Uni und den Stoff wiederholen, die Abgabe vorbereiten und kochen. Während einige früher in dieser Routine gefangen wurden, hat es bei mir bis kurz vor den Midterms gedauert. Bis dahin hatte mich der Stress noch nicht gepackt und ich konnte viel Erleben und einiges sehen.

Es kann also jeden treffen, was sehr schade ist. Es bleiben viele Attraktionen auf der Strecke liegen, neue Bekanntschaften zu machen ist unmöglich, und die Erfahrung „Auslandssemester“ wird plötzlich zur Erfahrung „Semester in einer anderen Wohnung“. Als ich gemerkt habe, dass ich einer Routine verfallen bin und nicht wirklich das mache, worauf ich eigentlich Lust habe, da habe ich die Routine gebrochen. Ich hatte mir eingeredet, dass ich die Prüfungen nicht schaffen würde, wenn ich stattdessen ausgehe. Das ist ein Irrtum. Ich meine, wie oft hast du in Deutschland Freunden abgesagt, weil du „lernen“ musstest und am Ende nur eine Aufgabe erledigt oder sogar gar nichts gemacht hast. Wir alle kennen die unproduktiven Pausen am Handy oder das „um 14:00 fang ich an“, was sich aufgrund einer Minute dann immer weiter nach hinten verschiebt. Es musste sich was ändern. Ich entschied mich trotzdem auszugehen und ich fühlte mich genau wie am Anfang uneingeschränkt und in diesen Wochen sind viele der schönsten Erinnerungen an das Auslandssemester entstanden… in der Klausurphase? Genau in der Klausurphase! Das Einzige was sich geändert hat: Ich lernte produktiver und habe nicht unnötig Zeit in der Wohnung prokrastiniert. Auch wenn die Noten natürlich wichtig sind, die Erfahrungen sind ebenso wertvoll.

Behalte im Hinterkopf, dass du nicht nur zum Studieren im Ausland sein musst. Das Auslandssemester kann viel mehr als das sein, du musst es nur zulassen.

Oft stehen wir uns selbst im Weg und bilden uns ein, wir könnten nichts an der Situation ändern. Da muss einem Bewusst werden, dass man immer einen Einfluss hat und etwas so ändern kann, wie man es sich wünscht. Oft sagt man auch, jeder ist seines Glückes Schmied, richtig? Ich kann euch versichern, wenn man es richtig anstellt, dann wird das Auslandssemester mit einer der schönsten Erfahrungen, die man nur haben kann. Ich durfte beobachten, wie jemand der total introvertiert war, sich während des Auslandssemesters geöffnet und nun viele Freunde fürs Leben gefunden hat. Er hatte vor der Anreise Bedenken gehabt, aber sich dennoch auf das Abenteuer eingelassen. Nun schwärmt er von der Zeit! Einlassen ist dabei das Stichwort. Egal wie ihr zum Auslandssemester steht. Ob ihr euch freut oder eher gezwungen fühlt, lasst euch auf den Umgebungswechsel und den Umständen ein. Erlaubt euch das zu machen, was Ihr wollt und erlebt was euer Gastland zu bieten habt. Probiert euch aus und kommt aus eurer Komfortzone. Lasst euch nicht einschüchtern und versucht wie beim Surfen einfach mal die Welle mitzunehmen. Dann bin ich mir sicher, dass jeder von euch wunderbare Momente erleben und eine einzigartige Erfahrung machen wird. Die Erfahrung „Auslandssemester“.



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