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AutorenbildAuslandslots*innen

Vorteile eines Auslandaufenthaltes als Lehramtsstudent der Anglistik.

25.11.2022 – von Luca


Wie jede*r Lehramtsstudent*in mit dem Studienfach Anglistik, musste ich einen pflichtmäßigen dreimonatigen Auslandsaufenthalt im englischsprachigen Ausland absolvieren. Ich hatte das große Glück und Privileg, im Rahmen des Erasmus+ Programmes der UDE für zehn Monate nach Chester, England zu ziehen. Die Stadt mir ihrem Kleinstadt-Charme, wunderschöner alt-englischer Backstein-Architektur und Überbleibseln der römischen Stadtgründer hatte mir direkt zu Anfang zugesagt. Die Möglichkeit in kurzer Zeit zu Fuß von Ort zu Ort zu kommen, die schnelle Anbindung in große Städte wie Liverpool und Manchester – ganz abgesehen von der Nähe zum wunderschönen Wales – und die Herzlichkeit der Locals sind Gründe warum ich meine Zeit dort als eine der besten meines Lebens beschreibe.


Was hier schon durchklingt ist einer der Aspekte der Zeit in England, die ich für meine zukünftige Berufung als Lehrer als essenziell betrachte: Die Begeisterung für das Herkunftsland der Sprache, die ich später an junge Menschen vermitteln werde. Mein Englisch-Lehrer in der gymnasialen Oberstufe hat bis heute bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen – trotz all den Hausaufgaben und milder Strenge – denn was ihn ausmachte war eine totale Begeisterung für Großbritannien. Nicht umsonst studiere ich eins seiner Fächer, denn eine Begeisterung der Lehrkraft für das Ursprungsland der unterrichteten Sprache (hier bewusst generalisiert denn ich halte es für eine allgemeine Tatsache), fördert das Interesse der Schüler*innen an der Sprache selbst. Das heißt natürlich nicht, dass ich als Schüler, nur weil der Lehrer eine Vorliebe zu z.B. England hat, automatisch den Unterricht aufmerksam verfolge und grundsätzlich motivierter bin, aber es ist ein guter Grundbaustein. Nun ist nicht jede*r Lehramtsstudent*in des Faches Anglistik interessiert an Großbritannien, den USA oder anderen anglophonen Ländern, und das ist auch völlig in Ordnung. Aber gerade in diesen Fällen kann ein Auslandsjahr große Wirkung zeigen. Plötzlich mit der Lebensrealität dort konfrontiert zu sein, und sich mit der Kultur und den Leuten auseinander setzen zu müssen, kann ein Interesse und eine Liebe zu dem Land auslösen. Bei mir war es wie folgend: Ich war nie ein großer England-Fan – allerdings auch nicht jemand der ganz un-affin war – aber nach meinem Jahr dort bin ich es. Die Menschen sind vielleicht das Wichtigste und Beste in England, meist freundlich und unkompliziert. Für mich als Fußball-Mensch die dortige Fan-Kultur, die Pubs und allein schon die Sprache zu sprechen. All dies sind Gründe, die mich für England begeistern. Und genau diese Begeisterung möchte ich meinen zukünftigen Schüler*innen weitergeben und hoffe sie damit für meinen Unterricht zu interessieren.


Der zweite Aspekt ist recht offensichtlich: Die sprachliche Weiterbildung und der Automatisierung-Prozess der Sprache wird wohl nirgendswo so stark gefördert, wie in ihrem Herkunftsland. Hier erneut zu meiner persönlichen Auffassung, die auf jeden Fall keine allgemeine Gültigkeit beansprucht. Ich denke, dass ich als Lehrer authentisch wirken sollte. Dazu gehört die zuvor beschriebene Affektion zu England und nicht weniger wichtig, die sprachliche Kompetenz. Warum sollte ein*e Schüler*in bei mir die englische Sprache lernen und auch lernen wollen, wenn ich sie selber nicht beherrsche? Aus dieser Frage allein leite ich mir den Auftrag ab, Englisch als Sprache so perfekt wie möglich zu beherrschen – damit sie sich nicht meinen zukünftigen Schüler*innen stellt. Und das geht – wie bereits festgestellt – am besten in dem Herkunftsland. Nun war ich nie dem Eindrucks unterlegen, ich wäre nicht sprachlich nicht qualifiziert genug für meinen Job. Frühkindlicher, schulischer und universitärer Englisch-Unterricht neben einer persönlichen Nähe zum anglophonen Sprachraum haben mich in dieser Annahme bestärkt. Nach meiner Ankunft stellte ich schnell fest: Gesprochenes Englisch hat nicht viel mit dem Schul-Englisch zu tun. Nun hatte ich keine grundlegenden Kommunikationsprobleme, aber ich lernte jeden Tag dazu was Aussprache, Kultur und Slang angeht. Als Fazit stelle ich für mich fest, dass mein Englisch sich in dieser Zeit automatisiert hat. Weniger Nachdenken beim Reden, schnelleres Antworten und besseres Verständnis. Ich beanspruche für mich nicht den Status perfektes Englisch zu sprechen, aber ich fühle mich wohl in dem Gedanken, dass meine zukünftigen Schüler*innen Englisch von jemandem lernen, der sich in echten Situationen und echten Gesprächen im sprachlichen Herkunftsland behaupten kann.


Zusammengefasst erkenne ich ein Auslandsjahr in England für mich als zukünftiger Lehrer als sehr förderlich an und empfehle es auch jedem, diese Option für sich in Betracht zu ziehen.

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