21.12.2020 - von Kim
„Wie sind die Covid-Regelungen und wo werde ich die ersten Tage wohnen?“ – waren Fragen, die ich mir vor meinem Abflug nach Reykjavik gestellt habe. Als ich dies mit meiner Vermieterin besprach, sagte sie „þetta reddast“ – das wird schon. Dies spiegelt die isländische Mentalität in nahezu allen Aspekten des täglichen Lebens wider. Was mich am Anfang nahezu in den Wahnsinn getrieben hat, weiß ich nun sehr zu schätzen. Ob bei Fragen zum Wohnen, zum Studieren, zu Covid-Regelungen, in wenigen Fällen hat man eine eindeutige Antwort bekommen, denn häufig war die Antwort nach dem Motto „kommt drauf an“, „wird schon“ oder „wir finden eine Lösung, wenn das Problem da ist“. Sobald ich mich mit dieser Sichtweise angefreundet hatte, hatte mein Auslandssemester tatsächlich begonnen und meine Verzweiflung nach und nach nachgelassen.
Obwohl alle Fragen mit so tiefer Ruhe und Gelassenheit angegangen werden, dass man als Deutscher denkt, das könne niemals gut gehen, ist am Ende trotzdem alles gut gegangen – dafür mit weniger Stress und Aufregung. Vor allem dieser Unterschied zwischen Deutschland und Island ist es, der mir besonders gefällt und den ich froh bin, kennengelernt zu haben. Diese Mentalität hat mir bei meinem Semester während Covid sehr geholfen.
Weniger Kulturschock haben mir zum Beispiel Essen und Preise in Island bereitet. Da ich als Vegetarierin eine sehr fleischhaltige Küche erwartet hatte, war ich sehr positiv überrascht, wie viele Alternativen ich in Island gefunden habe, nicht nur im Restaurant, sondern auch im Supermarkt. Wegen der oft hohen Preise in Restaurants und Cafes haben wir in meiner WG häufig gemeinsam gekocht, gebacken und gebruncht – so war es möglich, mit vielen Freunden etwas zu unternehmen und trotzdem Geld für Ausflüge und andere Freizeitaktivitäten zu sparen.
Generell kann ich euch nur empfehlen, ein Auslandssemester – in welchem Land auch immer – zu machen, um andere Mentalitäten kennen zu lernen, die ihr in euren deutschen Alltag integrieren könnt und die euch so auch im weiteren Leben bereichern.
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