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(Teil 2) Unterricht, Benotung, Digitale Plattformen, Lage, Mobilität und Sicherheit an der PUCP in Peru.[Mein Zuhause für ein Jahr und für immer: Mein Auslandsjahr in Peru]

11.09 - von Kevin


Unterricht


Ich habe im ersten Semester vier von maximal sechs Kursen gewählt, zwei in Literatur (Literatura Peruana del Siglo XIX und Literatura Peruana Contemporánea) und zwei in Linguistik (Lingüística Andina und Lingüística Amazónica). Jeder der von mir gewählten Kurse hatte eine Gewichtung von vier Kredits, was sechs ETCS- Kredits darstellt, heißt jeder Kredit dort hat eine Gewichtung von 1,5 ECTS-Kredits. Meine Kurse fanden jeweils zwei Mal in der Woche in Präsenz statt und gingen zwei volle Stunden. Manche machen zwischendurch eine Pause, andere fangen etwas später an, damit man Zeit hat, gegebenenfalls von einem Raum in den anderen zu wechseln. Im Wintersemester hatte ich ausschließlich im H-Pavillon Unterricht, weshalb ich das Problem nie hatte. Dort befindet sich die Fakultät der Geisteswissenschaften, die Facultad de Letras y Ciencias Humanas, kurz LLCCHH. Ihr Instagram ist: @llcchhpucp.

H-Pavillion: Fakultät der Geisteswissenschaften
H-Pavillion: Fakultät der Geisteswissenschaften

Einer von vielen klaren Unterschieden zu Deutschland ist die geltende Anwesenheitspflicht, welche zum Teil auch in die Endnote einfließen kann, wenn das so vermerkt ist. Zuspätkommen wird nicht gerne gesehen, in manchen Fällen auch nicht toleriert und wenn ein Student nicht mindestens 70% der Stunden anwesend ist, kann ein Ausschluss von der Abschlussarbeit oder von der Abgabe der Hausarbeit erfolgen, wenn der Dozent streng ist. Vorlesungen, so wie wir sie kennen, gibt es kaum, zumindest in meinen Studiengang und die Seminare sind auch je nach Dozenten sehr unterschiedlich. Manche benutzen Präsentationen, andere reden zwei volle Stunden durch, und wiederum andere verlangen Mitarbeit. Der Aufwand im Vergleich, zu dem was ich aus Deutschland kenne, ist bedeutsam. Es wird deutlich mehr von einem abverlangt und es gilt als wünschenswert, die ganze Lektüre für die Kurse durchzulesen. So war es möglich, dass zwischen den Sitzungen 20 bis 50 Seiten Sekundärliteratur oder jede Woche ein ganzes literarisches Werk gelesen werden sollte. Die meisten Professoren waren da aber nicht allzu streng. Dennoch hat es mich persönlich etwas umgehauen. Die Dozenten und Professoren der PUCP gehören zu den besten und renommiertesten im Land, was man an ihrer Expertise merkt. Bei Bedarf kann man bei ihnen auch Sprechstunden vereinbaren. Manchmal kamen auch Gastdozenten vorbei, etwa aus den Niederlanden oder Brasilien.

Gastvortrag von Rik van Gjin aus den Niederlanden
Gastvortrag von Rik van Gjin aus den Niederlanden

In manchen Fachrichtungen, wie Geografie oder Archäologie, gehören die trabajos de campo, wortwörtlich Feldarbeiten, zum Studium dazu. Das heißt, dass man für ein Wochenende oder einen ganzen Tag wohin fährt, um praktische Erfahrung zu sammeln. Einige wenige Veranstaltungen finden auch online über Zoom statt. So werden meistens auch Stunden nachgeholt, die wegen Krankheit des Dozenten oder eines Feiertages ausfallen.



Benotung


Das ganze Benotungssystem ist dem unseren sehr fremd. Angefangen bei den Noten, diese gehen nämlich nicht von 1 bis 6, sondern von 1 bis 20, wobei letztere die beste Note darstellt. Um etwas zu bestehen, muss man mindestens eine 11 erzielen, das Äquivalent zu einer 4.0 bei uns. Jedoch besteht dennoch die Möglichkeit, eine 10 oder eine darunterliegende Note zu erzielen, ohne zwangsweise durchzufallen, denn die Endnote ergibt sich nicht nur aus der Bewertung der Klausur oder Hausarbeit am Ende des Semesters. Es gibt auch die sogenannten parciales, die zur Hälfte des Semesters stattfinden, das sind Klausuren, bei denen theoretisch alles bis dahin bereits Gelernte abgefragt wird. Manchmal handelt es sich um Abgaben. Aber das ist nicht alles, denn neben den parciales und der Klausur oder Hausarbeit am Ende des Semesters, können Mitarbeit, Präsentationen, Gruppenarbeiten, Lektürekontrollen, Abgaben sowie sogenannte prácticas in die Note einfließen. Die Art und Gewichtung der Evaluationen kommen immer sehr auf den Kurs und den jeweiligen Dozenten an. Diese kann man bei der Kurswahl einsehen, denn es stehen, wie bereits erwähnt, mehrseitige Zusammenfassungen (sumillas), manchmal nur von den vorherigen Semestern, zur Verfügung, wo der Ablauf, die Methode, das Ziel und die Art der Benotung klar definiert werden. Als Beispiel für einen Notenschlüssel kann mein Kurs von Narrativa Peruana Contemporánea

Unterrichtsstunde in Literatur
Unterrichtsstunde in Literatur

dienen, dort machte der parcial, welcher eine mündliche Prüfung war, 25% aus, während die Hausarbeit am Ende des Semesters 40% ausmachte (10% Einleitung und Bibliographie, sowie 30% das Endprodukt), die restlichen 35% wurden durch Anwesenheit, Pünktlichkeit, Mitarbeit im Seminar, als auch auf der Lernplattform und eine Präsentation, die man zu zweit erarbeitete und vorstellte, bestimmt. Ein wichtiger und erwähnenswerter Punkt ist ebenfalls, dass es keine eigene Klausurenphase gibt, sondern, besonders bei Klausuren, fast alles in der letzten Woche, den sogenannten finales, geschrieben, beziehungsweise abgegeben wird. Es gibt auch keinen Zweitversuch, falls man durchfällt, sondern man hat lediglich die Chance, falls man aus gesundheitlichen Gründen nicht an einem parcial oder final teilnehmen kann, an einem sogenannten rezagado teilzunehmen. Das ist eine Prüfung, welche kurze Zeit nach den finales stattfinden, wo Inhalte aus dem ganzen Semester abgefragt werden. Manche Abgaben tätigt man online über Paideia, Erklärung folgt in kürze, andere über Mail und wiederum andere müssen in Präsenz bei der Mesa de Partes der Fakultät abgegeben werden. Anders als in Deutschland sind die Fristen zum Ausleihen für Bücher aus den verschiedenen Bibliotheken mit sieben Tagen sehr kurz und es besteht nur eine einmalige Verlängerungsmöglichkeit von sieben weiteren Tagen, was man auch online machen kann. Während der parciales und finales ist eine Verlängerung jedoch nicht möglich. Über den Katalog online kann man viele Bücher, Zeitschriften usw. finden, auch in elektronischer Form und auf Datenbanken zugreifen. Instagram: @bibliopucp. In den letzten Wochen wird den Studenten zudem die Möglichkeit gegeben, ihre Dozenten und ihre jeweiligen Kurse zu evaluieren.

Das Verhältnis zwischen Studis und Profs war meistens sehr gut!
Das Verhältnis zwischen Studis und Profs war meistens sehr gut!

Als Austauschstudent bekommt man seine Endnoten offiziell zirka sechs Wochen nach Ende des Semesters per Mail, aber man kann sie schon vorher selbst dank Notenschlüssel berechnen.







Digitale Plattformen


Als Student bekommt man eine eigene Mailadresse von Gmail, deren Namen man anpassen kann und die man auch nach dem Aufenthalt weiter nutzen kann, wenn man das möchte. Man sollte sich darüber auch einen Drive, sowie Account bei ZOOM anlegen. Außerdem hat man Zugriff auf das Campus Virtual, was die Funktionen von HISinOne und LSF bei uns erfüllt. Es gibt ein Tutorial auf YouTube, wo erklärt wird, wie die Plattform funktioniert und was man dort machen kann: https://youtu.be/3gxr4b5xHNA?feature=shared. Als Lernplattform, wie Moodle, wird Paideia genutzt, dort werden die Materialien für die jeweiligen Kurse hochgeladen und gegebenenfalls Abgaben getätigt. Auch dafür gibt es ein Tutorial: https://youtu.be/1RzxKBYqCxc?feature=shared. Es gibt außerdem eine App namens PUCP Móvil, mit der man seinen Stundenplan, die Kurse, Noten, den Ausweis für den Zugang, den Speiseplan einsehen und Lernräume reservieren kann.


Lage, Mobilität und Sicherheit


Der Campus der PUCP liegt in der Hauptstadt Perus, Lima, im Stadtteil San Miguel. Vor ihm liegt ein riesiges Open Air Einkaufszentrum, das Plaza San Miguel, welches vom hintersten Ausgang in gerade einmal fünf Minuten zu Fuß zu erreichen ist. Ebenso gibt es zwei interne Buslinien, die einen vom Campus ins Plaza bringen. Besonders attraktiv ist, dass es dort für Studenten der PUCP in vielen Geschäften und Restaurants Rabatte gibt, die man mit PUCP Movil einsehen kann. Auf der linken Seite des Campus liegt der Parque de Las Leyendas, der große Zoo von Lima, auf der rechten das Viertel Pueblo Libre.


Die Universidad Nacional Mayor San Marcos (UNMSN), gegründet 1551, ist die älteste Universität Amerikas und direkter Nachbar über der PUCP, welche wiederum 1917 gegründet wurde und die älteste Privatuni des Landes ist. Wenn man sich sozialpolitisch engagiert, kommt man kaum drum herum, an der UNMSM, zum Beispiel einen Vortag oder eine Kundgebung zu besuchen. Immer wieder kommt es jedoch auch zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Studenten und Sicherheitskräften. Erstere werden dabei nicht selten von den Medien als terrucos diffamiert, also Terroristen, weil diese Uni während des Bürgerkriegs, 1980-2000, eine Festung der Kommunisten war und sich viele Studenten und Dozenten dort bis heute für ihre Rechte und die der Arbeiter einsetzten.


Das Wetter in Lima ist meist grau, feucht und nebelig, besonders in den Wintermonaten, aber was dort Regen genannt wird, kann man höchstens Nieseln nennen. Im Sommer jedoch, am Jahresanfang, kann es sehr heiß werden und man macht nichts falsch, wenn man sich einen Ventilator zulegt. Wirklich kalt wird es nie, weshalb kaum ein Haushalt eine Heizung hat.


Ich wohnte auch in San Miguel, in der Nähe der Küste, und ging meistens zu Fuß zur Uni, was zirka eine halbe Stunde dauerte.

Mein Viertel: San Miguel
Mein Viertel: San Miguel

Am Anfang nahm ich manchmal den Bus, dafür musste ich zehn Minuten zu einer Haltestelle laufen, aber nach zwei Wochen gab es auch eine neue Buslinie, die direkt an meiner Unterkunft vorbeifuhr. Wenn es nicht dunkel war, ging ich aber auch oft zu Fuß nachhause, weil es wegen der Staus und der Wartezeit fast genauso lange dauert wie mit dem Bus. Dieser kostet für diese Strecke pro Fahrt regulär S/ 1,50; aber als Student kann man den medio verlangen, was den Preis mindert, jedoch mindestens S/ 1 kostet, wie dann in diesem Fall. Da wir als Austauschstudenten keinen Studentenausweis von der SUNEDU, einen Teil des Bildungsministerium, bekamen, war das aber immer recht kompliziert. Ich benutzte meinen ISIC-Ausweis, was für International Student Identity Card steht, und beschwerte mich, so kam es, dass ich mich meist durchsetzen konnte. Es kam auch vor, dass es nicht funktionierte und ich das beim Ministerium für Transport und Kommunikation (MTC) online angezeigt habe. Generell ist Limas ÖPNV eine reine Katastrophe und die Stadt eine mit den meisten Staus auf der ganzen Welt.

Stau auf der Av. Javier Prado
Stau auf der Av. Javier Prado

Anders als in anderen Metropolen Lateinamerikas, hat Lima mit etwas mehr als 10 Millionen Einwohnern gerade einmal eine voll funktionsfähige Metrolinie (línea 1), die von der PUCP aus gesehen auf der anderen Seite der Stadt fährt. Es wird versucht dieses Problem mit neuen Linien zu beheben (línea 2, línea 3, línea 4). Für die Metro braucht man eine eigene Metrokarte die S/ 5 kostet, wobei eine Fahrt S/ 1,50 kostet. Feste Bushaltestellen gibt es nur für die corredores (rojo, azul, morado, amarillo) und metropolitanos, die jedoch bei weitem nicht die ganze Stadt erschließen und oft überfüllt sind. Eine Fahrt mit dem roten corredor kostet regulär S/ 2,35; mit dem blauen corredor S/ 2,20; mit dem lila corredor S/ 2,20 oder S/ 2, je nach Linie und mit dem gelbe corredor S/ 2,50; aber dieser wird erst in Kürze wieder den Betrieb aufnehmen. Für kurze Strecken am Ende der Linien und bei Umstiegen gelten andere Preise. Der metropolitano, das ist ein längerer Bus mit eigener Spur, wird von alimentadores mit Passagieren versorgt, letztere kosten regulär je nachdem, wenn die Strecke lang ist S/ 1,50 oder kurz ist S/ 1. Er selbst kostet pro Fahrt regulär S/ 3,20 und S/ 3,50; wenn man vorher oder nachher mit einem alimentador fährt. Um beide Verkehrsmittel zu nutzen, braucht man eine andere aufladbare Karte, Lima Pass oder Metropolitano, welche man hauptsächlich bei Tambo, Oxxo, als auch manchen Haltestellen, für S/ 4,50 kaufen und dann immer wieder beliebig aufladen kann. Schüler und Studenten müssen bei der Beantragung ihrer Karte im CAT, ihren Schüler- beziehungsweise Studentenausweis vorlegen, um auf allen Strecken nur den halben Preis zu zahlen, das gilt auch bei der Metrokarte. Es soll bald jedoch eine neue Karte auf dem Markt kommen mit dem Namen Tarjeta Interoperable de Transporte (TIT), welche auch die Metro einbeziehen wird. Beide vorhin genannten Verkehrsmittel fallen bei kurzen Distanzen teurer aus, als die anderen Busse, weil der Preis fast immer gleichbleibt, egal ob man eine Haltestelle mitfährt oder bis zur Endstation. Deutlich preiswerter und schneller sind sie jedoch, wenn man weiter wegwill. Neben und gegenüber dem Haupteingang der PUCP, gibt es Haltestellen für die Linien 206 und 209 des roten corredor. Dort, sowie an der Av. La Mar, kann man auch andere Busse nehmen, aber in den allermeisten Fällen gibt es für reguläre Busse keine festen Haltestellen. Normalerweise stellt man sich an eine Straßenecke und winkt diesen zu, damit sie anhalten. Vor dem Bezahlen muss man sagen, wohin man will, denn danach richtet sich der Ticketpreis. Zudem sollte man versuchen, möglichst passend zu bezahlen, weil es sonst passieren kann, dass man nicht das passende Rückgeld bekommt. Nachdem man seine Fahrt beim Fahrer oder dem cobrador, dem Kassierer, bezahlt hat, sollte man ein Ticket bekommen, nur bei kurzen Routen wird oft keins ausgegeben. Meist wird auch ein anderes Ticket ausgehändigt als das, für das man eigentlich bezahlt hat, was aber nie im eigenen Nachteil ist, da dieses mehr wert ist als das wofür man bezahlt hat. Dieses muss aufbewahrt werden, für den Fall, dass ein Kontrolleur kommt, was aber sehr selten passiert. In einem Jahr war das drei Mal bei mir der Fall und ich fuhr ziemlich oft Bus. Wenn man das Ticket nicht vorzeigen kann, muss man nur ein neues kaufen, also man zahlt kein Bußgeld. Zum Aussteigen drückt man einen Knopf am Ausgang hinten oder schreit, wenn dieser nicht vorhanden ist, „aussteigen“ nach vorne. Andernfalls sagt man dem Fahrer oder dem cobrador, einen Block vorher Bescheid. Es gibt auch keine Ansagen im Bus, wo man sich befindet, also muss man bei Maps gucken, wenn man sich nicht auskennt. Nur selten, wie bei großen Kreuzungen, sagt der Busfahrer oder der cobrador, den Standort durch. Unter den Bussen gibt es die sogenannten combis asesinas, die zwar schneller unterwegs sind, aber unsicherer fahren. Zur Orientierung habe ich die App TuRuta benutzt, die recht verlässlich ist, aber nach einiger Zeit habe ich mich auch so recht gut zurechtgefunden. Man sollte zudem niemals etwas im Bus liegen lassen, denn es gibt für den regulären Busverkehr kein Fundbüro.


Alternativ gibt es Taxis, die relativ günstig sind und die man mit verschiedenen Apps wie Uber, Cabify, inDrive, DiDi oder Yango bestellen kann. Bei diesen sollte man aus Sicherheitsgründen, auf eine gute Bewertung achten und darauf, die richtige Adresse eingegeben zu haben, denn es gibt oft Straßen mit denselben Namen in vielen verschiedenen Vierteln oder die Adresse wird von der App, trotz richtiger Eingabe, falsch ausgegeben, etwa ein paar Blocks vor dem eigentlichen Ziel. Anders als in Deutschland werden die Adressen in Peru in der Regel mit cuadra als Referenz angegeben, das heißt Block oder Ecke. Taxis von der Straße und informelle Taxis, wo auch Leute dazu steigen, sogenannte colectivos, zu benutzen, ist aus Sicherheitsgründen weniger zu empfehlen. Auf lokaler Ebene gibt es zu alldem noch mototaxis, das sind Tuk-tuks die einen innerhalb der Ortschaften an das Ziel bringen.


Da es eher wenige Fahrradwege gibt und die wenigen Radfahrer, kaum beachtet werden, kann man schwer auf Fahrradfahren setzen. Für den Fall, dass man es doch tut, gibt es Fahrradständer auf dem Campus. Dasselbe gilt für E-Scooter, die aber nicht sehr verbreitet sind. Das Unternehmen, das sie in San Miguel vermietet, ist Whoosh. Der deutsche und der internationale Führerschein werden laut Auswärtiges Amt für touristische Aufenthalte anerkannt, wobei der internationale nur mit dem deutschen zusammen gilt und eine spanische Übersetzung empfohlen wird. Zudem sollte man eine Kopie des Reisepasses und des Mietvertrags mit sich führen. Sonst kann man den peruanischen Führerschien machen, der nicht so teuer ist und schnell gemacht werden kann. Sich ein Auto oder Motorrad zu mieten macht jedoch meiner Meinung nach weniger Sinn, weil es unnötige Kosten verursacht und die Straßen, sowie die Fahrweisen dort nicht mit denen in Deutschland zu vergleichen sind. Falls man dennoch mit dem Auto oder Motorrad unterwegs sein möchte, gibt es auf dem Campus Parkplätze, die man über zwei Eingänge erreichen kann. Einer an der Av. Universitaria und der andere an der Av. José de la Riva Agüero. Manche Studis fahren zusammen in einem Auto zur Uni und teilen sich die Tankkosten, wenn sie nah beieinander wohnen. Das nennt sich carpool und dafür gibt es für jedes Viertel eine Gruppe bei WhatsApp.


Wenn man zu Fuß unterwegs ist, sollte man auf Autos achten, denn Verkehrsregeln und Zebrastreifen werden meist gekonnt ignoriert. Aber auch auf Motorräder sollte man achten, besonders wenn zwei mitfahren, denn das ist das liebste Gefährt der Verbrecher. Da San Miguel eher ein Viertel der Mittelklasse an der Küste ist, gibt es dort weniger Kriminalität, im Vergleich zu anderen Vierteln, jedoch ist auch dort, besonders an manchen Straßen, auch in Uninähe, Vorsicht geboten. Auf Wertgegenstände und Smartphones muss man sehr aufpassen, da es viele Taschendiebe gibt. Daher sei geraten, seine Daten und Medien auf einer Cloud zu sichern. Eine billigere Alternative zu einer Handyversicherung, die auch im Ausland gilt, oder zu einem Airtag / SmartTag, ist sich entweder ein billiges Handy anzuschaffen und außerhalb der Unterkunft zu benutzten oder ein solches, was funktionsfähig und immer an ist, mit sich zu führen, damit man es im Falle eines Überfalls aushändigen kann, denn leider sind bewaffnete Raubüberfälle keine Seltenheit. Besonders nachts sollte man nicht allein und in bestimmte Stadtteile gehen, insbesondere des cono norte, cono sur, nach SJL oder in die Hafenstadt Callao, wenn einen das Leben lieb ist. Die ärmeren Viertel sollte man generell, wenn möglich, meiden.

Am Fuße des Cerro San Cristobal
Am Fuße des Cerro San Cristobal

Die meisten meiner Freunde und Kommilitonen in Lima waren bereits mehrfach Opfer von Kriminalität. Diese hat in den letzten Jahren mit der massiven Einwanderung aus Venezuela stark zugenommen. Zum Teil haben sich ganze Banden angesiedelt. Das bedeutet nicht, dass man sie pauschal verdächtigen sollte, jedoch sind sie überproportional vertreten und für ihre außergewöhnliche Brutalität bekannt. Auch mir wurde bereits in der dritten Woche meines Aufenthaltes mein Handy nachts im Zentrum gestohlen. Wichtig ist, sich in solchen Fällen nicht wehren, weil man sonst verletzt werden kann. Außerdem ist es ratsam, sein Handy über den lokalen Anbieter sperren zu lassen, was man mit einem Anruf erledigt, und bei der Polizei Anzeige zu erstatten, welche unter 105 zu erreichen ist. Neben der Polizei werden die Straßen vom Serenazgo patrouilliert und überwacht, einer urbanen Sicherheitsbehörde ohne Schusswaffen, die man auch bei Ruhestörungen und kleineren Probleme anrufen kann, wenn sie denn drangehen und kommen. In besonderen Fällen werden die Straßen auch von den Streitkräften patrouilliert.


Auf Demonstrationen zu gehen ist nicht ungefährlich, besonders bei Generalstreiks oder wenn klare politische Forderungen aufgestellt werden, denn dort greift die Polizei gerne mit Gewalt durch. Auch wenn Peru ein wirtschaftlich recht stabiles Land ist, waren die letzten Jahre durch große politische und soziale Unruhen geprägt. Das sieht man besonders an der Anzahl der Präsidenten. Ein weiteres Problem ist Korruption, welche man überall antreffen kann, zum Beispiel bei Polizisten, die von einem Schmiergeld verlangen. Da Peru ein Land ist, was bekannt ist für Drogen, ist es nicht unüblich, welche irgendwann mal angeboten zu bekommen. Auch sollte man darauf achten, nicht auf Betrüger reinzufallen, die einem zum Beispiel weismachen wollen, eine Reise gewonnen zu haben. Falls man Probleme mit Unternehmen und Dienstleistern hat, kann man das libro de reclamaciones, ein Beschwerdebuch, anfordern und falls das nichts bringt, kann man sich an Indecopi wenden, eine Beschwerdestelle für den Verbraucher. Ein anderes uns fremdes Phänomen sind die vielen Bettler und informellen Verkäufer. Diese trifft man meist in den Bussen an. Manche erzählen ihre tragische Lebensgeschichte, andere halten einen Gottesdienst, wiederum andere singen oder rappen. Nicht selten betteln auch arme Kinder. Obwohl diese Tätigkeiten im Bus eigentlich verboten sind, werden sie toleriert. In der Regel geht von ihnen keine Gefahr aus und auch ich kaufte ab und an mal ein Bonbon oder spendete was. Es sind jedoch so viele, dass man nicht allen helfen kann. Leider ist Peru ein recht machistisches Land und Frauen sind oft Opfer von Gewalt durch ihre Partner. Rassismus ist, entgegen der Idee, so etwas gäbe es nur im Westen, recht weit verbreitet. Dieser richtet sich hauptsächlich gegen die Landbevölkerung aus den Anden, wo die ärmsten Teile der Bevölkerung leben oder gegen Menschen eben dieser Abstammung. Sie werden in abwertender Manier cholos oder indios genannt. Manche Bewohner Limas, limeños, halten sich für etwas Besseres, weshalb gesagt wird, dass sie sich für die „letzte Coca-Cola in der Wüste“ halten. Die Spaltung von Stadt und Land ist letztendlich auch eine Spaltung von oben und unten. Als Weißer könnte es vorkommen, mal das Wort gringo an den Kopf geworfen zu bekommen, aber das ist eher unwahrscheinlich. Ebenso ist Homophobie kein Randphänomen und man sollte, wenn man gleichgeschlechtliche Vorlieben hat und dort jemanden kennenlernt, Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit weitestgehend meiden. Das hat den Hintergrund, dass die meisten Peruaner gläubige Christen sind und sie die Bibel konservativer auslegen. Obwohl die PUCP im Namen katholisch ist, ist sie recht Offen im Denken. Der Campus ist daher und generell ein sehr sicherer Ort hinter Mauern, mit fünf Eingängen für Fußgänger und sehr viel Sicherheitspersonal, auch gegen Erdbeben die ab und an in geschwächter Form auftreten. Er ist aber nicht nur sicher, sondern auch sehr sauber. Anders als sonst wo, gibt es auf dem Campus etwas Mülltrennung.


Teil 3 dieser Serie erscheint in Kürze auf heimatdiezweite.de/blog

 
 
 

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